Konfirmationspredigt 21.04.2024: Psalm 34, 9

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Festgemeinde,
vor einiger Zeit habe ich mal in einer meiner Grundschulklassen gefragt, ob jemand von ihnen schon mal selber etwas gebacken hat. Also so ganz allein. »Ich hab schon mal Brötchen aufgebacken«, hat dann einer gesagt. Das ist schon mal ein Anfang, auch wenn ich das noch nicht so richtig zum Backen rechnen würde.
Was das mit der Konfirmation zu tun hat? Beim Konfirmanden-Unterricht geht es auch darum, zu probieren und Erfahrungen zu sammeln im Glauben an Gott. Wir haben miteinander viele Fragen und Themen über Gott bedacht. Wir hatten gute und ehrliche Gespräche und wir haben uns gegenseitig viel Vertrauen entgegengebracht. Und wir haben nicht nur Mittwochnachmittag zusammengesessen, sondern auch einiges unternommen. Was haben wir nicht alles erlebt im letzten Jahr! Wir schauen mal eine kleine Bildershow an, die Timo Geih erstellt hat. Vielen Dank dafür! Bildershow einblenden!
Christsein ist alles andere als langweilig. Wir haben so viel erlebt, weil ich und auch andere Christen davon überzeugt sind, dass es im Glauben viel zu erleben gibt. Dass Glauben nicht nur Kopfsache ist, sondern dass der Glaube ins Herz gehört. Und da kommt er nur dann hin, wenn man es auch erfahren hat, wie Gott wirkt.
Die Zeit als Konfirmand geht heute zu Ende. Aber das Kapitel »G« wie »Gott« oder »Glaube« soll damit nicht abgeschlossen sein. Denn alles, was wir im Konfi- Jahr gemacht haben, ist als Hilfe, als Proviant und als Werkzeug für das gedacht, was jetzt auf euch zukommt: selbstständig werden, entscheiden, lernen, prüfen und geprüft werden, arbeiten, Weichen stellen, leben. Die Konfi-Zeit, auch der Tag heute, soll euch Appetit machen auf mehr. Das letzte Jahr, die Konfirmation heute, das ist nur der Anfang, nicht das Ende.
Ich lade euch ein, zu einem Leben mit Gott: »Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!« (Ps 34,9), so heißt es im Psalm 34. Dieses Bibelwort soll uns heute leiten.
Schmecken und Sehen: da musste ich ans Essen denken und auch ans Kochen. Unser Essen können wir sehen und schmecken. Es ist variantenreich, man kann viele verschiedene Sachen Essen und zubereiten. Gottes Freundlichkeit ist also genauso vielfältig und anschaulich. Greifbar, fühlbar, erfahrbar. Mitten im konkreten Leben und allen großen Fragen, die im Laufe des Erwachsenwerden jetzt auf euch zukommen. Man sagt so: das Leben liegt nun vor euch. Konkret heißt das: nahender Schulabschluss, Führerschein, Berufswahl, Partnerwahl usw. - auch der Glaube liegt vor euch, und es liegt an euch, ob ihr ihn links liegen lasst. Oder ob ihr ihn ausprobiert, ob das Vertrauen auf Gott trägt und sich lohnt. Was ihr im letzten Jahr gehört habt, war nur der Anfang. Nun geht es darum, den Glauben auszuprobieren und auch ein Stück einzuüben. Ich will dazu Glauben mal mit dem Kochen vergleichen. Um das etwas anschaulicher zu machen, setze ich mir für den Rest der Predigt mal diese Kochmütze auf.

Wer von euch Konfis kann kochen? Wer kocht manchmal etwas? Manche sagen, sie könnten nicht kochen. Aber das stimmt vielleicht gar nicht. Sie wollen es vielleicht nicht. Sie haben es vielleicht noch nie probiert. So wie mein Vater mit inzwischen 87 Jahren noch nie gekocht hat. Das Maximum, das er zu guten Zeiten erlebt hat, war die Kaffeemaschine anzustellen. Und er ist in dieser Generation keineswegs allein. Aber nur wer das Kochen ausprobiert, wird herausfinden und erfahren, wie es überhaupt ist.
Gott hat dir den Rahmen für dein Leben gegeben. Im Bild gesprochen einen Kochtopf (Kochtopf zeigen) . Gott setzt den Rahmen. Und innerhalb dieses Rahmens kannst Du dein Leben gestalten. Gott führt dir die Energie zu, wie der Herd dem Kochtopf. Und Du darfst dein Leben kochen in aller Freiheit. Du kannst dein Leben lang Wasser kochen, aber wundere dich nicht, wenn dein Leben dann fad und langweilig ist. Oder Du fängst an zu probieren. Traust Dich mehr und mehr. Gott hat dich in eine wunderbare Welt voller Zutaten für dein Leben gestellt. Du darfst dich bedienen in Freiheit und Verantwortung. Aber vergiss nie, wem Du dein Leben verdankst und wer dir die Energie schenkt. Suche Gottes Nähe. Vertraue dich ihm an. Lass Gottes Energie in deinem Leben wirken, sonst bleibt es kalt oder lauwarm.
Ihr habt euch während des Konfijahres oder spätestens heute schon an die Energiequelle Gott angeschlossen. Ihr habt gebetet, in der Bibel gelesen und erfahren, wie freundlich und gut Gott ist: in der Gemeinschaft der Konfi-Gruppe oder dadurch, dass die eigene Familie gesund ist, dass eine ernste Krankheit überstanden wurde, dass du erfahren hast, dass du geliebt wirst und selber auch Liebe geben kannst. Gott stellt uns nämlich Menschen an die Seite, und er stellt dich und mich anderen zur Seite, weil wir im Miteinander als Christen wie ein Spiegelbild seiner Liebe sein sollen und es manchmal tatsächlich auch sind. Das ist Gemeinde, dass sich da etwas widerspiegelt von der Liebe Gottes. Ich hoffe, ihr habt es gespürt, dass hier eine andere Atmosphäre vorherrscht als in der Schule oder im Sportverein.
In der Konfirmandenzeit habt ihr - im Bild vom »Kochen« gesprochen - anderen beim Kochen zugeschaut. Ihr habt gesehen, gehört, gespürt, wie das gehen kann: Man kann sich nach Rezepten richten, man kann einfach mal ausprobieren, und es gibt verschiedene Orte und Gelegenheiten dafür, das Kochen auszuprobieren. Ihr habt auch selber erste Schritte gemacht und ausprobiert, habt an Gottesdiensten mitgewirkt, habt teilweise schon als Helfer auf der cross camp Freizeit Ende März am Brombachsee mitgewirkt und in der Kirchengemeinde mitgeholfen. Das alles aber ist kein Selbstzweck. Niemand sollte in die Kirche gehen, sollte in der Gemeinde dabei sein, sollte glauben, weil man das halt so macht, weil es andere machen oder weil es so Tradition ist. Man kocht auch nicht, weil das schon unsere Mütter, unsere Omas und Uromas gemacht haben. Man kocht, weil man essen will und satt werden muss. Und weil es ein Genuss ist, wenn man gut isst. Und wir glauben, wir feiern Gottesdienste, wir beten, weil wir leben wollen und weil wir genau spüren, dass wahres Leben mehr sein muss als Beruf, Urlaub, Besitz oder Freizeit. All das ist schön und wichtig, aber Leben muss mehr sein als schlafen, arbeiten und essen. Wahres Leben heißt, dass ich mir der Freundlichkeit Gottes über meinem Leben gewiss bin. Wahres Leben heißt, dass ich von Gott her einen Sinn für mein Leben bekomme. Wahres Leben heißt, dass ich fest darauf vertraue, dass ich in Gottes Hand geborgen und gehalten bin. Wahres Leben heißt ein Leben in der Freude vor dem Angesicht Gottes.
Ich gebe zu: damit habe ich die Latte sehr hoch gelegt. Denn das Leben fühlt sich ja gerade nicht immer so an. Es ist oft keine Freude und kein Genuss. In der Schule schon wieder versagt, und das, obwohl du gelernt hast. In der Klasse lässt man dich spüren, dass du nicht dazugehörst. In der Familie ist Streit, und manchmal kommt es dir vor, als hättest du daran mit Schuld. Vielleicht beschleicht dich auch der Gedanke: Andere scheinen oft viel leichter und auch besser durchs Leben kommen. Ja, es stimmt: Gott wirbelt manchmal unser Leben ziemlich durcheinander, so wie wenn man mit einem Kochlöffel im Topf rührt (Kochlöffel zeigen).
Trotzdem rufe ich euch heute zu: »Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!« (Ps 34,9). Sucht die Freundlichkeiten Gottes in eurem Leben. Denn ich hab's selbst erfahren, dass Gott freundlich ist. Ich konnte das ganz anschaulich sehen und schmecken. Ein Beispiel: Ich war in der Schule immer wieder ein Außenseiter. Viel zu groß, zu schlacksig, in Sport eine Niete und bei jeder Mannschaftswahl der letzte auf der Bank, außer in Basketball. Ich war gehemmt und hatte vor jedem Referat eine unglaubliche Angst. Immer wieder war ich mit mir selbst nicht im Reinen in eurem Alter. Aber Gott hat mein Leben gut gemacht. Ich durfte erleben, dass es Gott gut mit mir meint. Ich habe das Theologiestudium schnell und zügig geschafft und sogar von meiner damaligen Landeskirche komplett als Stipendium bezahlt bekommen. Ich habe jetzt schon mehrere Pfarrstellen inne gehabt und durfte trotz mancher Herausforderungen immer wieder erleben: Gott hat es gut gemacht. Ja, man kann sehen und schmecken, wie freundlich der Herr ist. Und das, obwohl auch Schweres im Leben eines Christen vorkommt, auch bei mir. Es ist keineswegs alles glatt gelaufen. Dennoch: ich selbst und viele von uns haben das schon erfahren, dass Gott freundlich ist. Und eigentlich müsste ganz Deutschland das endlich erkennen: Wir leben in solch einem großen Wohlstand, wir leben seit zweieinhalb Generationen in Frieden, die allerwenigsten haben selbst einen Krieg am eigenen Leib erfahren müssen. Gott sei Dank! Und gerade deshalb sind wir alle in dieser weltpolitisch brisanten Zeit aufgerufen, für Frieden einzustehen und auch um Frieden zu bitten. Ich bitte euch wirklich dringlich darum: Betet um Frieden, wo Krieg tobt und um Erhaltung des Friedens, wo noch Friede ist. Aber auch, wenn das Leben mal keine Freude bringt, dann darf ich mich und alles, was mich umtreibt, Gott sagen. Wer das wagt, wer ehrlich ist vor Gott, wer Sorgen, Ratlosigkeit oder Schuld vor ihm ausschüttet und ihn bittet, dass es leichter wird, der wird nicht enttäuscht werden!
Beim Kochen fängt man klein an. So wie der Drittklässler, der stolz darauf ist, dass er schon mal Weckle aufgebacken hat. Vielleicht mit Nudeln und einer einfachen Soße, die man anrührt. So wie das hier (miracoli hochhalten) Manche halten das vielleicht noch nicht für »Kochen«, aber die Nudeln müssen ja gekocht werden. Es ist ein Anfang - hoffentlich einer, der Freude macht. Und irgendwann traue ich mich mehr und koche meine eigene Sauce. Und dann fange ich als Schwabe an und traue mich, die ersten fränkischen Klöße zu machen. Und den ersten Braten. Und ich lasse mich nicht entmutigen, wenn es nicht gleich so schmeckt wie bei meiner Schwiegermutter, die das schon seit Jahrzehnten macht. Durch Probieren bekomme ich Lust auf mehr.
Ich wünsche euch, dass die Konfi-Zeit und die Konfirmation so ein Anfang des Ausprobierens im Glauben für euch war. Aber dass ihr jetzt nicht im Glauben stehen bleibt, sondern weitergeht. Euer Ja zu Gott, dass ihr gleich sprecht, ist die Antwort auf das Ja Gottes, dass er euch in der Taufe zugesprochen hat. Jetzt könnt ihr gemeinsam losziehen, Gott und Du. Jetzt geht es erst richtig los. Du darfst im Glauben wachsen, deine Beziehung zu Gott sich vertiefen und du kannst spannende Dinge mit Gott erleben. Traue Gott viel zu! Fang mit ihm mutig an, zu kochen, probiere verschiedene Rezepturen, die dir die Bibel vorgibt. Gott will dir kein eintöniges Leben schenken, er schenkt Vielfalt. Mit seinen Gaben darfst Du dein Leben bereiten und gestalten. Aber vergiss nicht: Gott hat dir den Rahmen, deinen Lebensraum, deinen Topf nur einmal gegeben. Geh verantwortlich damit um.

Mir ist noch eines wichtig: Ich wünsche euch und mir, dass Eure Nähe zu Gemeinde nicht aufhört. Ihr seid hier Mitglied in einer recht lebendigen Gemeinde. Ihr erlebt hier immer wieder sonntags auch eine gut gefüllte Kirche. Ihr habt das Angebot von Jungs- und Mädchengruppen unter der Woche. Ihr habt Konfipaten aus der Gemeinde an die Seite gestellt bekommen, die ihr hier immer wieder treffen könnt. Und ich lade euch herzlich ein, dass wir auch in Kontakt bleiben. Und ihr wisst, wo ihr mich findet. Lasst uns miteinander auf dem Weg des Glaubens unterwegs sein. Bringt euch ein, macht mit, wir haben Aufgaben für euch und wir brauchen eure Tatkraft, eure Ideen! Macht jetzt bitte weiter, probiert und erfahrt, was dran ist, dass man schmecken und sehen kann, wie freundlich Gott ist. Dass eure Bibel nicht nur im Regal steht. Denn was da drin steht, das ist eine ganz wichtige Hilfe, damit wir erkennen, wie freundlich Gott zu uns ist. Ich wünsche euch Konfis und uns allen, dass wir's erfahren und selber bekennen: Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Glücklich ist der, der auf Gott vertraut. Amen.

Ansprechpartner: Pfarrer Friedemann Wenzke, Dr. Martin Luther Str. 18, 95445 Bayreuth, Tel: 0921/41168; E-Mail: friedemann.wenzke@elkb.de