Predigt zu Pfingsten 2022, Kreuzkirche Bayreuth: Röm. 8, 1-4. 9-11

Liebe Gemeinde,

lasst Blumen sprechen! Ich glaube, fast alle Menschen lieben Blumen. Raten Sie mal, wie viele Geld allein wir Deutschen pro Jahr für Schnitt- und Topfblumen und andere Gewächse ausgeben? rund 9 Milliiarden! Blumen haben eine eigene Sprache.

Und so möchte ich versuchen, Blumen und die Pfingstbotschaft etwas in Verbindung bringe.

Zu Pfingsten erinnern wir uns daran, dass Gott uns seinen Geist schenkt, seinen Heiligen Geist. Das Problem dabei ist: Den kann man nicht sehen. – für viele ist er eine abstrakte Vorstellung.

Doch wie ist das z.B. mit Blumenduft, zum Beispiel Rosenduft: die Rose sehen wir, der Duft ist jedoch unsichtbar und doch können wir ihn spüren und riechen.

Stellen wir uns vor: Gott schenkt uns heute am Pfingstfest einen großen, bunten, duftenden Blumenstrauß, mit dem er uns sagt: „Du, ich habe dich lieb, du bedeutest mir unendlich viel.“ Das Wort „Strauß“ kommt übrigens von „strotzen“. Gottes Blumenstrauß strotzt vor lauter Liebe zu uns. Das wird auch im heutigen Predigttext aus dem Römerbrief deutlich der uns beim ersten Hören vielleicht ein wenig trocken erscheint. Ich lese ihn deshalb in einer moderneren Übersetzung. Röm 8, zunächst die Verse 1-2:

(1) Vor dem Gericht Gottes gibt es also keine Verurteilung mehr für die, die mit Jesus Christus verbunden sind.

(2) Denn dort, wo Jesus Christus ist, gilt: Du bist befreit von dem Gesetz, das von der Sünde missbraucht wird und zum Tod führt. Denn du stehst jetzt unter dem Gesetz, in dem der Geist Gottes wirkt, der zum Leben führt.

Ich möchte aus Gottes Pfingstblumenstrauß verschiedene Blumen herausgreifen, die uns den Predigttext aus dem Römerbrief zum Blühen bringen.

Da ist zunächst die Feuerlilie (zeigen): Sie ist in der Blumensprache das Symbol für Leidenschaft. Sie sieht feurig und flammend aus. In der Pfingstgeschichte wird berichtet, dass der Heilige Geist auf die Jünger Jesu kam und es beim ersten Pfingsten aussah „wie Feuer, das sich zerteilte, und auf jeden ließ sich eine Feuerflamme nieder.“ Wieso Feuer? Feuer steht für Leidenschaft, für Heiligkeit. Das Feuer Gottes will das verbrennen, was uns von Gott trennt. Es ist ein rettendes Feuer, das das Unrecht verbrennt. Und da gibt es in jedem Menschenleben einiges. Oft gar nicht gewollt und dennoch da. Paulus bekennt einmal von sich selbst: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ Ich kann da zustimmen. Sie auch? Wie oft kommen Gedanken, die wir nicht denken wollen. Wie oft regt sich Neid und Eifersucht, Hochmut und Selbstsucht. Eines ist ganz klar: Damit können wir vor Gott nicht bestehen. Wenn Gott uns unsere Suppe auslöffeln ließe, die wir uns manchmal selbst einbrocken, dann würden wir daran ganz schön zu schlucken haben.

Aber im Glauben an Jesus Christus verzehrt Gottes Liebesfeuer all das Böse und Trennende. Gott ist wie ein liebender Vater, der seine verlorenen Kinder zärtlich in die Arme schließt. Kinder sind wir, nicht Sklaven, die sich vor der Strafe fürchten müssten. Kinder, die nie aus diesem Verhältnis gestoßen werden. Wer Kind ist, der bleibt Kind, egal was er oder sie sich hat zuschulden kommen lassen. Gottes Geist, der Geist der Liebe und Vergebung überbrückt die Abgründe unserer Schuld. Er richtet uns auf, wenn wir gebeugt vor ihm stehen. Gottes Liebe ist Feuer und Flamme für uns. Das möchte uns die Feuerlilie sagen.

Eine zweite Blume möchte ich aus Gottes Pfingstblumenstrauß herausgreifen. Es ist die Rose (rote Rose zeigen). Eigentlich müsste es ja die Pfingstrose sein. Aber ich nehme bewusst eine Rose mit Dornen. Sie zeigt uns, warum das Feuer der Liebe überhaupt das Unrecht in unserem Leben verzehren kann.

Paulus schreibt:

(3) Das Gesetz konnte uns Menschen kein Leben bringen, weil es gegen unsere selbstsüchtige Natur nicht ankam. Deshalb sandte Gott seinen Sohn in der leiblichen Gestalt von uns selbstsüchtigen, der Sünde verfallenen Menschen und ließ ihn sterben als Opfer für die Sündenschuld.

(4) Als Folge davon kann jetzt die Forderung des Gesetzes von uns erfüllt werden, so gewiss unser Leben nicht mehr von unserer selbstsüchtigen Natur bestimmt wird, sondern von Gottes Geist.

Die Rose – speziell die rote Rose ist von jeher das Symbol für Liebe. Deshalb passt die Rose nun auch für Jesus Christus, die menschgewordene Liebe Gottes. Paulus bringt hier in den zwei Versen auf den Punkt, warum Jesus überhaupt auf die Welt kam. Hätte es nicht gereicht, dass Gott uns sein Gesetz gibt, etwa die zehn Gebote? Danach hätten wir uns doch einfach nur richten brauchen, um den Weg zum Himmel zu finden, oder?

Nein, sagt Paulus! Das klappt nicht. Das Gesetz, die Gebote Gottes sind zwar in der Tat gut und hilfreich, aber sie schaffen es nicht, uns in den Himmel zu bringen. Weil wir viel zu schwach sind, voll und ganz immer dem Willen Gottes zu entsprechen. Oft genug schon in den ganz kleinen Alltagsdingen. Wie gern wären wir vielleicht der perfekte Familienvater, die beste Mutter der Welt, der fürsorgliche Ehemann, die stets zuverlässige und umsichtige Arbeitskollegin, der treue Freund....Oft scheitern wir an unseren Idealen und guten Vorsätzen. Jedes Jahr um den Jahreswechsel kann man das besonders erleben. Weil Gott aber um diese unsere Schwachheit weiß, weil er unser Scheitern kennt, deshalb kommt er zu uns, in unsere Welt voller Dornen. Er nahm die Dornen unserer Verfehlungen auf sich; die Dornenkrone, die er am Kreuz trug, symbolisiert dies überdeutlich. Aus den Dornen heraus wächst diese rote Rose hier. Rot, die Farbe der Liebe und zugleich des Blutes. Jesus vergießt sein Blut aus Liebe zu uns. Diese Rose möchte Gott jedem von uns schenken: Alles, was Jesus getan hat, wird dir zugerechnet. Es ist dann so, als wenn du getan hättest, was du niemals schaffen würdest: nämlich voll und ganz nach dem Willen Gottes leben. Es kommt also zu einem seligen Tausch. Gott nimmt uns unsere Last ab und wir dürfen rein und ohne Makel vor Gott stehen. Das ist die Botschaft der roten Rose des Pfingststraußes: Wir tauschen unser unvollkommenes Leben geben das vollkommene Leben Jesu.

Die dritte Blume, die ich in den Zusammenhang des Pfingstfestes stellen will, ist das Vergissmeinnicht (Vergissmeinnicht zeigen). Ein wunderschöner Name für eine Blume. Sie ist eine Blume der Erinnerung. Sie steht in besonderer Weise für das Wirken des Heiligen Geistes. Denn das ist eine besonders wichtige Aufgabe des Heiligen Geistes, uns daran zu erinnern, wes Geistes Kind wir sind, nämlich Gottes Kind.

Und dass wir Gottes Kinder sind, das hat doch Auswirkungen auf unser Leben. Ganz liebevoll und manchmal eben auch durch die Blume sagt uns der Geist Gottes: „Du pass auf, so wie du dich jetzt verhältst, passt das eigentlich zu deinem Leben als Christ? Du gehörst doch jetzt zu Gott und wirst doch von ihm geleitet. Paulus drückt es gegen Ende unseres Predigtabschnitts in V. 9 ähnlich aus: „Ihr aber seid nicht mehr von eurer eigenen Natur bestimmt, sondern vom Geist Gottes, so gewiss er in euch Wohnung genommen hat. Das sollen wir nicht vergessen, dass Gott durch seinen Geist in uns bereits Wohnung genommen hat. Deshalb das Vergissmeinnicht. Wir können dankbar sein, dass er seinen Geist in uns gibt, der uns immer wieder daran erinnert, dass wir Gottes Kinder sind.

Und wie ist das bei uns Menschen, wenn die eigenen Kinder mal Mist bauen? Ich war als Kind an Werkzeug interessiert. Da habe ich einen Dorn im Werkzeugkasten gefunden, und habe kurzerhand mal Löcher in den Jugendschreibtisch gebohrt. Das gab natürlich Ärger, aber ich blieb ebenso natürlich das Kind meiner Eltern. Wieviel mehr ist das bei Gott so! Auch Kinder Gottes können fallen, aber nie tiefer als in Gottes Hand. Wir bleiben Kinder Gottes, weil er uns vergibt. Umso mehr wollen wir dann aus Dankbarkeit auch als Kinder Gottes leben.

Und so voll Freude und Dankbarkeit noch eine Blume aus Gottes Blumenstrauß annehmen: die Himmelsschlüssel (zeigen):

Warum heißt diese Blume eigentlich Himmelsschlüssel: Ihre Blütenform erinnert an einen Schlüsselbund. Aber warum Himmelsschlüssel? Dieser Name erklärt sich aus ihrer Blütezeit. Wenn Ostern nicht so früh liegt wie dieses Jahr dann blüht diese Blume zur Osterzeit. Das Osterereignis, die Auferstehung Jesu, schließt den Himmel auf, daher Himmelsschlüssel.

Wenn Gottes Geist Jesus vom Tode auferweckt hat, wird er auch uns nicht dem Tod auf Dauer überlassen. Dann wird der Tod auch bei uns nicht das letzte Wort haben. Wenn also Gottes Geist in uns wohnt, werden wir zwar irgendwann irdisch sterben, aber ewig leben. Dieselbe Lebenskraft, die Jesus Christus nicht im Grab gelassen hat, erfüllt und verwandelt auch uns. Darauf dürfen wir im Blick auf uns selbst vertrauen, aber auch im Blick auf die Menschen, von denen wir Abschied nehmen müssen. Wir legen unsere Angehörigen zwar äußerlich ins Grab, aber eigentlich in Gottes Hand. Und seine Kraft schafft neues Leben.

Liebe Gemeinde, was für schöne Blumen am heutigen Pfingstfest. Nehmen wir sie mit nach Hause, in unseren Alltag, dann wird unser Leben neu aufblühen.

Die Feuerlilie, die uns daran erinnert: Gottes Liebe ist Feuer und Flamme für uns. Die rote Rose als Zeichen dafür, dass Jesus sein Blut uns zugute vergossen hat. Das Vergissmeinnicht macht uns bewusst, dass es der Heilige Geist ist, der uns immer wieder daran erinnert, dass wir Gottes Kinder sind und so auch leben können. Und schließlich der Himmelschlüssel: Weil Jesus lebt, steht uns der Himmel offen jetzt schon und einmal, wenn wir hier die Augen schließen. Amen.

 

Verfasser: Pfarrer Friedemann Wenzke, Dr. Martin Luther Str. 18, 95445 Bayreuth; E-Mail: friedemann.wenzke@elkb.de, Tel: 0921/41168.