Predigt: Vom Schwimmen und Glauben, 22.05.2022, Herzogkeller Bayreuth

Liebe Gemeinde,

seit einigen Tagen hat das Kreuzer wieder offen und die Freibad Saison ist eröffnet. Therme finde ich super in der kalten Jahreszeit, aber jetzt im Sommer geht meine Familie und ich lieber ins Kreuzer. Schwimmen unter freiem Himmel ist einfach wunderschön!

Schwimmen: wir haben das ja nicht von Anfang an gelernt. Da sind uns manche andere Lebewesen weit voraus. Wir haben ja seit über einem Jahr unseren Hund Luke. Der musste in den letzten Monaten vieles lernen. Dass man nachts schläft und nicht nur am Tag. Dass man seine Geschäfte draußen macht und nicht drinnen. Dass ein Hund Hundefutter bekommt und nicht das leckere Schnitzel von Herrchen oder Frauchen. Und dass er eben ein Hund ist und wir Menschen der Chef. Eines aber musste er gar nicht lernen und ein Labrador sowieso nicht: schwimmen. Das konnte er von Anfang an. Er liebt das Wasser, springt in vollem Tempo hinein und kühlt sich ab. Wir Menschen aber müssen das Schwimmen erst mühsam lernen und brauchen am Anfang Hilfsmittel wie Schwimmflügel zum Beispiel. Oder Schwimmringe und Schwimmbretter.

Aber nun werden Sie alle sich sicherlich fragen, was das mit dem Schwimmen hier im Gottesdienst zu suchen hat. Denn der Gottesdienst und auch die Taufe heute ist natürlich kein Schwimmkurs.

Aber da muss ich Ihnen nun sagen: Ganz so weit hergeholt ist das eigentlich gar nicht. Mir ist nämlich aufgefallen, dass man den Glauben sehr gut mit dem Schwimmen vergleichen kann: Das Schwimmen und der Glaube eine ganze Menge gemeinsam haben.

Was haben der Glaube und das Schwimmen gemeinsam? -

Mir sind drei Dinge besonders aufgefallen, die beim Schwimmen genauso oder so ähnlich sind wie beim Glauben.

  1. Das Schwimmen muss man lernen
  2. Beim Schwimmen werde ich getragen
  3. Der Glaube will in guten Zeiten gelernt sein

1. Das Schwimmen muss man lernen

Natürlich gibt es ein paar Naturtalente, die springen einfach ins Wasser und schwimmen los. Bei den meisten Leuten ist es aber nicht so. Die machen einen Schwimmkurs, bei dem sie richtig schwimmen lernen. Und dazu gehört nun nicht nur, die richtigen Bewegungen zu lernen. Das Wichtigste, so habe ich mal bei einer Schwimmlehrerin gelernt, das Wichtigste ist, dass wir die Angst verlieren beim Schwimmen. Denn schwimmen kann nur, wer keine Angst mehr hat, unterzugehen. Oder anders gesagt: Nur wer es lernt, sich darauf zu verlassen, dass das Wasser ihn trägt, nur wer es lernt, dem Wasser zu vertrauen, nur der kann auch schwimmen. Ja, und das ist beim Glauben ganz genauso: Auch der Glaube will gelernt sein. Und was das genau heißt, auch das ist beim Glauben genauso wie beim Schwimmen. Denn auch beim Glauben ist das Wichtigste, Vertrauen zu lernen. Vertrauen zu Gott. Und dann auch Vertrauen zu anderen Menschen und zu sich selbst. Denn an Gott glauben heißt eigentlich nichts anderes als dieses Vertrauen zu Gott zu haben.

Das also ist das Erste und Wichtigste, was das Schwimmen und der Glaube gemeinsam haben: das Vertrauen.

2. Beim Schwimmen werde ich getragen

Das Zweite kann ich nun gleich nahtlos anschließen. Es geht ums Getragen werden. Schwimmen und Glauben hat etwas mit Vertrauen zu tun, so hatte ich vorhin gesagt. Und worauf vertraue ich beim Schwimmen wie beim Glauben: dass ich gehalten und getragen werde. Klar muss ich mich beim Schwimmen dazu auch bewegen und muss meine Schwimmbewegungen machen. Beim Glauben ist das genauso. Ich kann nicht alle Viere von mir strecken und denken: Gott wird es schon richten. Ein Schüler muss lernen, sonst kann er noch so sehr um gute Noten beten. Ein Lehrling muss sich anstrengen, um den Anforderungen zu entsprechen, sonst schafft er seine Prüfungen eben nicht. Eltern müssen ihre Kinder erziehen- das ist oft anstrengende Arbeit- sonst werden sie ihrer Verantwortung vor dem Kind und Gott nicht gerecht. Und auch meinen Ruhestand muss ich aktiv gestalten und annehmen, sonst wird er mir zur Last. In den Schoß fällt uns in dieser Welt nichts, trotz allem Gottvertrauen. So etwas wie Schwimmbewegungen muss schon sein. Und dennoch ist da eben noch eine Kraft, die mir Auftrieb gibt. Beim Schwimmen das Wasser und in unserem Leben Gott selbst. Er gibt uns Kraft, die Herausforderungen des Lebens anzupacken. Er gibt uns Mut, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Er gibt uns Neugier, den weiten Raum unseres Lebens zu erkunden. Er hilft weiter, wo wir nicht mehr weiter wissen. Gott trägt uns über manche stürmische Woge unsere Lebens. Wir dürfen uns von Gott tragen lassen, ja zuletzt einmal an Land tragen lassen: in das Land der Herrlichkeit Gottes. Das ist das Ziel, hier sollen wir einmal stranden. Und die Taufe heute und auch ihre Taufe vor wieviel Jahren auch immer hatte auch dieses Ziel im Blick. Gott hat mit Emma und mit uns allen dieses Ziel im Blick und wird uns dorthin tragen, auch wenn der Raum dazwischen noch unterschiedlich weit ist.

Und noch kurz ein Drittes: der Glaube will in guten Zeiten gelernt sein

Wer an der See lebt, der weiß das: hin und wieder kentert so ein kleiner Fischkutter. Meistens geht alles gut. Aber manchmal kann man auch lesen: Einer der Fischer ist dabei ertrunken. Der andere aber hat es vielleicht noch geschafft, an Land zu schwimmen. Vielleicht hat ihm ein Rettungsring dabei geholfen. Es gibt ja heute viele Hilfsmittel, um Menschen in Seenot zu retten. Und trotzdem: für absolute Nichtschwimmer bleibt es schwierig in solchen Situationen.

Was ich damit sagen will, ist: Schwimmen kann mir das Leben retten. Wer schwimmen kann, der hat eine Chance, an Land zu kommen. Freilich, er muss es vorher gelernt haben. Wer erst schwimmen lernen will, wenn er mitten auf den See hinausgetrieben ist, für den ist es wahrscheinlich zu spät.

Und noch einmal sage ich nun: Das ist beim Glauben genauso. Auch der Glaube kann lebensrettend sein, besonders dann, wenn ich in den Stürmen des Lebens unterzugehen drohe. Er kann mich tragen, wenn ich es wage, mich auf Gottes Begleitung zu verlassen. Freilich gilt auch hier: Wenn ich das Gottvertrauen erst lernen will, wenn ich wirklich in Schwierigkeiten bin, dann ist es höchstwahrscheinlich zu spät. Lernen sollten wir auch den Glauben lieber vorher.

Deshalb ist es ein schönes Zeichen, wenn wir Kinder taufen. Kinder wachsen erst langsam in den Glauben hinein. Als Eltern und Paten verpflichten wir uns bei den Tauffragen dazu, unser Kind christlich zu erziehen. Wir versprechen, in unserer Erziehung Gott zur Sprache zu bringen auf vielfältige Weise: vielleicht mit Geschichten, Liedern, Gebeten, Kindergottesdienst. Ziel ist es, die Kinder zum Gottvertrauen zu ermutigen. Sie sollen es lernen, dass man mit Gott an der Seite auch in den Stürmen des Lebens bestehen kann.

Liebe Gemeinde, diese drei Dinge haben der Glaube und das Schwimmen gemeinsam: 1. es geht in beiden Fällen um das Vertrauen. 2. Gott ist in unserem Leben eine tragende Kraft. Dieser können wir uns anvertrauen. Diese Kraft trägt. Sie lässt uns nicht untergehen. Und sie ist zielgerichtet auf Gottes große Herrlichkeit.

Und 3. Beides - das Schwimmen und der Glaube – wollen in guten Zeiten gelernt sein. Daher ist es wichtig, sich nicht zu spät auf Gott einzulassen. Dass wir diese tragende Kraft Gottes in unserem Leben immer wieder erleben und sie in guten Zeiten einüben, das wünsche ich uns allen und besonders unserem Täufling heute, der kleinen Emma. Amen.

Verfasser: Pfarrer Friedemann Wenzke, Dr. Martin Luther Str. 18, 95445 Bayreuth, Tel: 0921/41168; E-Mail: friedemann.wenzke@elkb.de