Predigt am 07.03.2021, Kreuzkirche Bayreuth zu Eph. 5,1-2.8-9: Lebt als Kinder des Lichts

Liebe Gemeinde,

heute ist uns ein Abschnitt aus Paulus’ Brief an die
Epheser vorgeschlagen:

So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder
2 und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch
8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts;
9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Soweit der Abschnitt aus dem Brief an die Christen in Ephesus. Es sind drei Gedankengänge, die ich gerne mit Ihnen gehen möchte: Kinder Gottes sind geliebt – Kinder Gottes ahmen ihren Vater nach – Kinder Gottes strahlen Licht aus.

1. Kinder Gottes sind geliebt

Paulus schreibt: Geliebte Kinder Gottes! Vielleicht haben wir das schon zu oft gehört, sodass es uns nicht mehr so richtig bewegt. Aber ist uns das wirklich immer wieder aufs Neue bewusst: Ich bin geliebt, von Gott, dem Allmächtigen, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Der, der ewig ist und war und bleibt, der, dem nichts unmöglich ist – er will mit dir und mit mir ganz innigen Kontakt haben.

Ich darf das einfach noch einmal veranschaulichen (ein großes Herz in die Höhe halten). Das Herz ist das Zeichen für Liebe. Wie schön ist es doch, wenn das Herz für einen anderen Menschen schlägt. Ich bin geliebt! Vor allem junge Menschen kennen dieses Verliebtsein. Wie wertvoll ist es doch, wenn aus dieser Verliebtheit im Laufe der Zeit tiefe, echte Liebe wird, die vielleicht sogar Jahrzehnte hält. Wenn ich manchmal ältere Ehepaare besuche erlebe ich das ganze Spektrum: Ehe als ein Nebeneinander von zwei sich fremd gewordenen Menschen. Oder Ehe als Funktionsgemeinschaft, weil man so das Älterwerden besser schafft. Oder Ehe aus Tradition egal wie es um sie bestellt ist. Oder – und das rührt mich immer wieder an, wo ich es erlebe: eine Ehe, die im Laufe der Jahrzehnte gereift ist, wo echte tragfähige Liebe gewachsen ist und wo man sich einander in hoher Achtung und Wertschätzung auch beim Älterwerden begegnet.

Bei Gottes Liebe ist das alles noch viel intensiver. Gottes Herz schlägt für dich! Er hat dich unendlich geliebt vom ersten Atemzug an. So hörte es auch Jeremia: noch bevor er im Mutterleib geschaffen war, hat Gott ihn geliebt und auserwählt. Warum sollte es bei dir und mir anders sein? Gott liebt uns unendlich und er öffnet seine Arme und möchte dich in die Arme schließen, an sein Herz drücken, ganz ohne Coronaabstand. Wie das ganz praktisch aussieht, hat uns Jesus in dem Gleichnis von den verlorenen Söhnen vor Augen gemalt. Wir haben das im Zuge der Jahreslosung jetzt kürzlich drei Wochen im Kindergottesdienst behandelt. Der Sohn, der alles verspielt hatte, der seinen Vater- und wohl auch seine Mutter – tief verletzt hat, im letzten Dreck gelandet ist, kommt zurück – und der Vater rennt ihm mit offenen Armen entgegen, um ihn in die Arme zu schließen! Unabhängig davon, dass der Sohn versagt hat und stinkt. So liebt Gott dich und mich.

Manchmal fällt es uns schwer, diese große Liebe Gottes anzunehmen. Weil wir uns nicht für würdig befinden, weil wir Dreck am Stecken haben. Aber Gott steht mit offenen Armen da und umarmt dich. Er sagt: »Weißt du, ich habe mich das alles kosten lassen! Mein geliebter Sohn Jesus ist für dich in den Tod gegangen, damit das, was dich und mich trennt, beseitigt ist. Durch Jesus bist du reingewaschen. Von allem Dreck und Geruch, den der Verlorene Sohn aus dem Schweinestall mitbringt.« Paulus sagt: Jetzt riechen wir richtig gut, jetzt ist durch Jesus ein Duft an uns, den Gott unendlich liebt. Es ist ein Duft an uns, der vielleicht auch von anderen gerochen werden kann.

Das gilt: Du bist von Gott geliebt, völlig unabhängig davon, was du geleistet hast oder wo du versagt hast. Du bist von Gott geliebt, er schließt dich in seine Arme! Was für eine Zusage! Du geliebtes Kind Gottes! Bitte nimm diese Anrede Gottes heute mit ganz für dich persönlich!

2. Kinder Gottes ahmen ihren Vater nach

Paulus schreibt: Als geliebte Kinder ahmt nun Gott nach! So wie es Kinder auch ganz normal tun. Kinder ahmen ihre Eltern nach ob diese das wollen oder nicht. Manches ist vielleicht auch angeboren, aber längst nicht alles. Unsere Kinder spielen auch Vater, Mutter, Kind und so manchmal erkennen meine Frau und ich darin wieder. Keineswegs nur zur Freude… Paulus legt uns das auch als Christen nahe: So macht ihr es auch. Nicht dass ihr Gott seid, an den kommt ihr nicht ran und sollt es auch gar nicht. Aber ahmt ihn in dem nach, was euch und anderen guttut. Zum Beispiel wie er geduldig mit uns Menschen umgeht. So geduldig können wir mit anderen umgehen. Oder dass Gott nicht nachtragend ist. Das können wir auch nachahmen und zur Vergebung bereit sein.

Im griechischen Urtext setzt Paulus ein Wort dazu,
das uns von jedem Leistungsdruck völlig entbindet. Er schreibt nämlich: Wir sind im Werden. Er sagt nicht: Das seid ihr und das bekommt ihr perfekt hin, sondern er sagt: Werdet Nachahmer. Da darf sich etwas entwickeln, das ist heute noch nicht alles da und morgen auch noch nicht und übermorgen noch nicht ganz. Da darf sich etwas entwickeln. Jesus nachfolgen, Gott nachahmen, was man an ihm entdeckt, auch tun. Das fällt nicht vom Himmel, das gelingt uns nicht immer, der alte Mensch ist eben immer auch noch da. Aber wir sind im Werden. Der neue Mensch wächst und entsteht in dir, auch wenn du es vielleicht gar nicht merkst. Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollenden! Auf diese Verheißung darfst du bauen, dürft ihr als Ehepaar und Familie bauen. Auch wenn wir vielleicht in den letzten Wochen, wo wir auch familiär stärker zusammengespannt waren, auch stärker aneinander schuldig wurden, weil die Nerven doch mal blank lagen und der alte Mensch sich unverblümt gezeigt hat. Der neue Mensch in dir ist nicht gestorben, er wird zur Auferstehung kommen. Wir dürfen Christus- Nachahmer werden, nach und nach. Er freut sich, wenn er an uns Ähnlichkeiten von sich entdeckt! Wäre doch klasse, wenn man mal von dir sagt und sei es nur stellenweise: Ganz der Papa! Und mit Papa meine ich natürlich: deinen Vater im Himmel!

3. Kinder Gottes strahlen Licht aus

Am Ende setzt Paulus noch mal so einen richtigen Startschuss und sagt: Jetzt aber! Jetzt aber ist doch wirklich vieles anders, nicht mehr so wie früher. Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts;

Also: Ihr lebt inmitten von Menschen, die Gott nicht kennen und Gott nicht nachahmen und sich nicht geliebt wissen. Ihr aber seid anders. Ihr seid aus diesem finsteren Leben herausgerufen in das Licht Gottes. Ihr wart früher Finsternis jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Deshalb wandelt als Kinder des Lichts!

Tatsächlich? Gelingt es uns, Licht zu sein in der Finsternis? Was soll denn an mir strahlen? – Nicht ich selbst! An einer anderen Stelle in der Bibel heißt es: Ihr seid nichts anderes, als dass ihr das Licht, das von Gott auf euch fällt, widerspiegelt. Ihr müsst nicht selbst Scheinwerfer sein, denn das könnt
ihr gar nicht. Aber (Spiegel und Taschenlampe herausholen) ihr dürft ein Spiegel sein für das Licht Gottes, das auf euch und euer Leben fällt. Ihr dürft die Barmherzigkeit Gottes widerspiegeln, ihr dürft widerspiegeln, was Gott geschenkt hat, damit das Leben gelingt und für andere wertvoll wird. Also, wenn wir aufgefordert sind, als Licht zu leben, dann ergänzen wir: Wir leben als Spiegel für das Licht unseres Herrn. So einfach, nicht mehr und nicht weniger. Und trotzdem wird unser Spiegel immer wieder auch trübe (Spiegel mit Puderzucker o.ä. dreckig machen). Wir werden schuldig und er wird dreckig. Auf ganz unterschiedliche Weise, wir wissen unsere geistlichen Schwachstellen in der Regel ganz genau. Die brauche ich gar nicht aufzählen. Aber wir dürfen jetzt einfach den Spiegel des Glaubens hinhalten und Gottes Licht darauf scheinen lassen. Christus wäscht unsere Sünden ab (Spiegel wieder sauber machen): Und dann strahlt von uns etwas ganz anderes aus, nämlich seine Herrlichkeit. Dann wird unser Leben Frucht bringen!

Lasst uns dazu noch einmal hören, was Paulus schreibt. Er sagt: „Lebt als Kinder des Lichts. Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Wenn wir von dem Licht Gottes angestrahlt werden, strahlt etwas zurück, was allen Menschen guttut. Paulus nennt das die Güte. Wir gebrauchen dieses Wort umgangssprachlich nicht mehr so oft, aber Güte heißt: Ich lebe aus dem Guten und gebe das Gute weiter. Ich lasse mir Gottes gute Worte zusprechen. Viele praktizieren das jeden Morgen mit dem Losungsbüchlein und der Bibellese, oder auch mit guten Liedern. Das Gute, das durch Gottes Wort auf mich kommt, das mir zugesprochen wird, das gebe ich weiter und dadurch entwickelt sich viel Gutes in meinem Umfeld. Merken wir: das Gute kommt nicht aus mir selbst oder aus irgendwelchen anderen Quellen, sondern aus Gottes Wort, das ein helles Licht ist. Und Licht bringt Güte hervor, so sagt es Paulus hier. Das ist die erste Frucht.

Die zweite ist: Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist, dass jeder das bekommt, was er braucht. Und das ist nicht immer gleich viel. Ich erinnere mich an Zeiten in meiner Familie vor Jahrzehnten, da haben wir nur Kekspackungen gekauft, wo die Anzahl der Kekse in der Packung teilbar war durch die Anzahl der Familienmitglieder. Süßigkeiten waren damals ein knappes Gut bei uns. Das ist mathematische Gerechtigkeit und die kann manchmal Konflikte vermeiden. Göttliche Gerechtigkeit heißt aber: jeder bekommt das, was er braucht. Jetzt hier und einmal im Blick auf das ewige Leben. Und das kann individuell ganz verschieden sein. Gott sorgt für Gerechtigkeit. Und das muss auch unser Anliegen als Christen sein. Das ist ein Ziel unseres diakonischen Handelns in der Kirche. Das Licht der Gerechtigkeit strahlt und wir spiegeln es wider.

Und schließlich erstrahlt noch das Licht der Wahrheit. Das Licht der Wahrheit strahlt von Gott und wir spiegeln es wider. Jesus selbst ist die Wahrheit in Person. Er ist die Liebe in Person. Beides gehört zusammen. Liebe ohne Wahrheit ist unehrlich. Wahrheit ohne Liebe ist brutal. Auch in unserem menschlichen Zusammenleben. Und so dürfen wir liebevoll klar für die Wahrheit eintreten im Namen Jesu. Und die Wahrheit bedeutet für uns, dass wir bei Lügen nicht mehr mitmachen. Die Wahrheit bedeutet für uns, dass wir selbst Stopp sagen, wo uns Lüge unterbreitet wird. Wir machen nicht mit bei Verschwörungstheorien, auch nicht in der Coronazeit. Und auch nicht, wenn sie noch so fromm angehaucht sind, das gibt es nämlich leider auch: fromme Verschwörungstheorien. Wir machen nicht mit, wenn über andere Schlechtes und Falsches geredet wird. So wie es Martin Luther in der Auslegung zum 8. Gebot schreibt: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseren Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“ Und wir machen auch nicht mit, wo versucht wird Gottes Wort auszuhebeln und zu sagen: Ja das gilt ja alles nicht mehr, das war in früheren Zeiten. Das Wort Gottes im Alten und im Neuen Testament ist die Wahrheit und bleibt gültig bis zum Anbruch der neuen Schöpfung durch Jesus Christus. Wir spiegeln das Licht der Wahrheit wider und leben miteinander wahrhaftig und ehrlich, freundlich und den Mitmenschen zugewandt. Das ist unser Auftrag!

Also Kinder Gottes, ihr seid geliebt, ahmt euren himmlischen Vater nach, auch wenn es nur bruchstückhaft ist, und lebt als Kinder des Lichts, indem ihr widerspiegelt was Gott an Licht auf euch strahlen lässt! Lebt in wahrhaftiger Liebe. Amen.

Pfarrer Friedemann Wenzke, Dr. Martin Luther Str. 18, 95445 Bayreuth, Tel: 0921/41168