Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Als die Jünger von ihm redeten, trat er selbst mitten unter sie
und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken aber und
fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist.
Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz?
Seht meine Hände und meine Füße, ich bin's selber.
Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen,
wie ihr seht, dass ich sie habe. Und als er das gesagt hatte, zeigte er
ihnen seine Hände und Füße.
Da sie es aber noch nicht glauben konnten vor Freude und sich
verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Und sie
legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. Und er nahm's und
aß vor ihnen.
Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt
habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was
von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und
Psalmen.
Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden.
Herr, segne Reden und Hören durch deinen Heiligen Geist und
schenke uns ein Herz für dein Wort und ein Wort für unser
Herz. Amen.
Liebe Gemeinde,
es ist ein eigenartiges Osterfest heuer: kein Familientreffen, kein
Ostereiersuchen der Enkel mit den Großeltern, kein
Gottesdienstbesuch in unserer Kreuzkirche.
Und da kommt mancher in seinen vier Wänden ins Grübeln über die Fragen nach dem Warum, dem Woher und dem Wohin.
Und Ostern? Ostern fällt gerade deshalb nicht aus, denn es ist der
Sieg des Lebens über den Tod. Ostern ist der Wendepunkt vom Alten,
Dunklen, Angstmachenden, vom Grab zum Neuen, Hellen,
Getröstetsein, zum Leben. Denn Gott hat seinen Sohn Jesus vom Tod
auferweckt. Christus lebt und hat den Tod besiegt, ist
zurückgekehrt ins Leben und schenkt uns dadurch Zukunft.
Vielleicht schauen Sie jetzt in der Corona-Krise auch verzweifelt,
ängstlich in die Zukunft – wie die Jünger damals.
Qualvoll war der Herr am Kreuz gestorben. Schnell wurde er in ein Grab
gelegt. Zu Beginn der neuen Woche wollten sie ihm die letzte Ehre
erweisen und ihn salben. Ruhig saßen sie am Feiertag im Haus,
Gedanken kreisten. Angst vor der Zukunft machte sich breit:
Wie soll es weitergehen ohne Jesus? Werden wir auch verfolgt und hingerichtet? Was sollen wir denn glauben?
Die Botschaft vom leeren Grab, die die Frauen überbringen, wird
von den Jüngern als Geschwätz abgetan – so berichtet es
Lukas einige Verse vorher (Lk. 24,11).
Selbst der Tatsachenbericht der beiden aus Emmaus zurückkehren
Jünger ändert nicht viel: Kann es wirklich wahr sein, dass
Jesus lebt?
Da steht Jesus mitten unter ihnen, grüßt sie und beweist selbst, dass er wahrhaftig auferstanden ist.
„Schaut mich an!“ fordert er sie auf. „Ihr seht doch
die Nägelmale in meinen Händen und Füßen. Fasst
mich an – spürt ihr mich? Ich bin’s! Ja,
wirklich!“
Dieses vertraute „Ich bin’s“ schlägt die Zweifel
nieder, auch wenn die Jünger noch hin- und hergerissen sind.
Doch Jesus kommt noch weiter entgegen, wie er es immer tut, wenn wir
etwas nicht begreifen oder im Glauben erfassen können. Er
lässt sich gebratenen Fisch geben und isst vor ihnen – ganz
menschlich.
Der Heiland kommt auf unsere Ebene, in unsere Niedrigkeit herab, damit
wir Göttliches, Unfassbares, nämlich seine Auferstehung
be-greifen und er-fassen können.
Die erste Aufregung der Jünger legt sich und Jesus kann ihnen die Schrift rückblickend erklären.
Das brauchen auch wir, um zu erkennen, dass das Sterben Jesu am Kreuz
und seine Auferstehung von Gott her bewusst geschehen, gewollt ist. Die
Auferstehung ist eben keine Legende, ein schönes Gefühl, eine
psychologisch erklärbare Vertröstung, sondern Tatsache,
Faktum.
Da klingen Jesu Worte zu seinen Jüngern sehr klar: „Das sind
meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch
war.“ Ihr kennt doch die Schrift!
Ja, wir kennen die Schrift – und haben sie doch nicht wahrgenommen oder verstanden.
Jahrelang sonntags im Gottesdienst gesessen, täglich die Losungen
gelesen. Aber wie weit habe ich die Schrift wahrgenommen, konnte Jesus
Christus in mein Innerstes durchdringen? Gerade in dieser Krisenzeit
denke ich etwas mehr darüber nach, wird mehr Jesus und sein Wort
wichtiger, brauche ich ihn und sein Wort noch persönlicher in
meinem Leben, im Alltag.
Wo soll ich denn sonst mit meinen Fragen und Ängsten hin? Wo
soll ich denn sonst ruhig werden und Zuversicht herbekommen, wenn ich
mich sorge, wie es in unserem Land gesundheitlich und wirtschaftlich
weitergeht? Wohin soll ich denn sonst gehen mit der flehentlichen
Bitte: „Lass meine Eltern und mich nicht an COVID-19
erkranken!“
Wie wunderbar ist es, diese Sorgen bei dem abladen zu können, von
dem ich weiß: ER hat alles in der Hand. ER kann selbst dann noch
helfen, wenn menschlich alles aussichtslos ist.
Gerade wenn es dunkel um mich ist, brauche ich diese Blickrichtung auf
das, was hält, was Trost und Hoffnung gibt – und das ist der
Auferstandene, der Tod und Hölle besiegt hat.
Schon der Gruß Jesu ist ein großer Trost: „Friede sei mit euch!“
Die Jünger hatten bei der Festnahme total versagt. Alle sind sie
davongelaufen. Petrus, nie um ein Wort verlegen, hatte noch geprahlt,
wie er seinen Herrn verteidigen wird. Wenige Stunden später hat er
ihn verleugnet. Die Jünger sind ein angstvolles kleines
Häuflein.
Schuld ist da, Versagen, Verzagtheit, Zweifel. Weiter nichts. - Und jetzt?
Mit seinem Friedensgruß spricht Jesus die schuldbeladenen
Jünger - und uns heute an, wie auch in Abendmahlsfeiern, wo uns
dieser Gruß zugerufen wird zugerufen: „Friede sei mit
euch!“
Es ist die Bestätigung, dass unsere Schuld weg ist. Jesus hat die
Strafe für uns bezahlt am Kreuz. Dort ist die ganze
Sündenvergebung für alle Schuld geschehen als Jesus sprach:
„Es ist vollbracht!“ All mein Versagen, meine
persönliche dunkle Vergangenheit darf ich dort für immer
ablegen.
Was am Karfreitag wie eine menschliche Niederlage aussah, wird nun zum
größten Sieg überhaupt. Gott erweckt seinen Sohn von
den Toten auf und bestätigt damit seine Zusage: „Das ist
mein Lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!“
Mit Jesu Auferstehung bestätigt Gott, dass er die ganze Schrift
erfüllt, denn auf das Kreuz und die Auferstehung weisen Mose die
Propheten und die Psalmen hin:
So heißt es z. B. bei Jes. 53, 5:
„Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
In Jesus Christus, dem Lamm Gottes, das unsere Schuld trägt, gehen
alle diese Worte in Erfüllung. Alles, was zu unserem Heil, zu
unserer Erlösung und einem ewigen Leben nötig ist, ist
bereits von Gott her geschehen. Wir brauchen nur den auferstandenen
Jesus Christus annehmen und ihm vertrauen.
Das gilt auch für die Zusagen und Verheißungen, die wir zur Taufe, Konfirmation oder beim Abendmahl erhalten haben.
Gerade in Notzeiten helfen sie, unser Vertrauen ganz auf den Herrn zu
setzen. Weil er zu seinem Wort steht und erfüllt, so steht er auch
zu den Zusagen, die er uns persönlich gegeben hat:
„Ich will dich erretten, weil du mir vertraut hast.“ (Jer. 39, 17 – 18)
„Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und sollst mich preisen.“ (Ps. 50, 15).
Ist das nicht tröstlich, schenkt das nicht Hoffnung, Ruhe und Frieden ins Herz, gerade in diesen Krisenzeiten?
Weil Jesus Christus auferstanden ist, er der Sieger über unsere
Schuld und den Tod ist, deshalb dürfen wir gerade heute und jetzt
loben und jubeln:
Er ist erstanden, Halleluja!
Freut euch und singet, Halleluja!
Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.