Ostersonntag. Lukas 24, 36-45

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Als die Jünger von ihm redeten, trat er selbst mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist.
Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz?
Seht meine Hände und meine Füße, ich bin's selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe. Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße.
Da sie es aber noch nicht glauben konnten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. Und er nahm's und aß vor ihnen.
Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen.
Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden. 

Herr, segne Reden und Hören durch deinen Heiligen Geist und schenke uns ein Herz für dein Wort und ein Wort für unser Herz. Amen.
 

Liebe Gemeinde,

es ist ein eigenartiges Osterfest heuer: kein Familientreffen, kein Ostereiersuchen der Enkel mit den Großeltern, kein Gottesdienstbesuch in unserer Kreuzkirche.
Und da kommt mancher in seinen vier Wänden ins Grübeln über die Fragen nach dem Warum, dem Woher und dem Wohin.
Und Ostern? Ostern fällt gerade deshalb nicht aus, denn es ist der Sieg des Lebens über den Tod. Ostern ist der Wendepunkt vom Alten, Dunklen, Angstmachenden, vom Grab zum Neuen, Hellen, Getröstetsein, zum Leben. Denn Gott hat seinen Sohn Jesus vom Tod auferweckt. Christus lebt und hat den Tod besiegt, ist zurückgekehrt ins Leben und schenkt uns dadurch Zukunft.
Vielleicht schauen Sie jetzt in der Corona-Krise auch verzweifelt, ängstlich in die Zukunft – wie die Jünger damals.
Qualvoll war der Herr am Kreuz gestorben. Schnell wurde er in ein Grab gelegt. Zu Beginn der neuen Woche wollten sie ihm die letzte Ehre erweisen und ihn salben. Ruhig saßen sie am Feiertag im Haus, Gedanken kreisten. Angst vor der Zukunft machte sich breit:
Wie soll es weitergehen ohne Jesus? Werden wir auch verfolgt und hingerichtet? Was sollen wir denn glauben?
Die Botschaft vom leeren Grab, die die Frauen überbringen, wird von den Jüngern als Geschwätz abgetan – so berichtet es Lukas einige Verse vorher (Lk. 24,11).
Selbst der Tatsachenbericht der beiden aus Emmaus zurückkehren Jünger ändert nicht viel: Kann es wirklich wahr sein, dass Jesus lebt?
Da steht Jesus mitten unter ihnen, grüßt sie und beweist selbst, dass er wahrhaftig auferstanden ist.
„Schaut mich an!“ fordert er sie auf. „Ihr seht doch die Nägelmale in meinen Händen und Füßen. Fasst mich an – spürt ihr mich? Ich bin’s! Ja, wirklich!“
Dieses vertraute „Ich bin’s“ schlägt die Zweifel nieder, auch wenn die Jünger noch hin- und hergerissen sind.
Doch Jesus kommt noch weiter entgegen, wie er es immer tut, wenn wir etwas nicht begreifen oder im Glauben erfassen können. Er lässt sich gebratenen Fisch geben und isst vor ihnen – ganz menschlich.
Der Heiland kommt auf unsere Ebene, in unsere Niedrigkeit herab, damit wir Göttliches, Unfassbares, nämlich seine Auferstehung be-greifen und er-fassen können.
Die erste Aufregung der Jünger legt sich und Jesus kann ihnen die Schrift rückblickend erklären.
Das brauchen auch wir, um zu erkennen, dass das Sterben Jesu am Kreuz und seine Auferstehung von Gott her bewusst geschehen, gewollt ist. Die Auferstehung ist eben keine Legende, ein schönes Gefühl, eine psychologisch erklärbare Vertröstung, sondern Tatsache, Faktum.
Da klingen Jesu Worte zu seinen Jüngern sehr klar: „Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war.“ Ihr kennt doch die Schrift!
Ja, wir kennen die Schrift – und haben sie doch nicht wahrgenommen oder verstanden.
Jahrelang sonntags im Gottesdienst gesessen, täglich die Losungen gelesen. Aber wie weit habe ich die Schrift wahrgenommen, konnte Jesus Christus in mein Innerstes durchdringen? Gerade in dieser Krisenzeit denke ich etwas mehr darüber nach, wird mehr Jesus und sein Wort wichtiger, brauche ich ihn und sein Wort noch persönlicher in meinem Leben, im Alltag.

Wo soll ich denn sonst mit meinen Fragen und Ängsten hin? Wo soll ich denn sonst ruhig werden und Zuversicht herbekommen, wenn ich mich sorge, wie es in unserem Land gesundheitlich und wirtschaftlich weitergeht? Wohin soll ich denn sonst gehen mit der flehentlichen Bitte: „Lass meine Eltern und mich nicht an COVID-19 erkranken!“
Wie wunderbar ist es, diese Sorgen bei dem abladen zu können, von dem ich weiß: ER hat alles in der Hand. ER kann selbst dann noch helfen, wenn menschlich alles aussichtslos ist.
Gerade wenn es dunkel um mich ist, brauche ich diese Blickrichtung auf das, was hält, was Trost und Hoffnung gibt – und das ist der Auferstandene, der Tod und Hölle besiegt hat.
Schon der Gruß Jesu ist ein großer Trost: „Friede sei mit euch!“
Die Jünger hatten bei der Festnahme total versagt. Alle sind sie davongelaufen. Petrus, nie um ein Wort verlegen, hatte noch geprahlt, wie er seinen Herrn verteidigen wird. Wenige Stunden später hat er ihn verleugnet. Die Jünger sind ein angstvolles kleines Häuflein.
Schuld ist da, Versagen, Verzagtheit, Zweifel. Weiter nichts. - Und jetzt?
Mit seinem Friedensgruß spricht Jesus die schuldbeladenen Jünger - und uns heute an, wie auch in Abendmahlsfeiern, wo uns dieser Gruß zugerufen wird zugerufen: „Friede sei mit euch!“
Es ist die Bestätigung, dass unsere Schuld weg ist. Jesus hat die Strafe für uns bezahlt am Kreuz. Dort ist die ganze Sündenvergebung für alle Schuld geschehen als Jesus sprach: „Es ist vollbracht!“ All mein Versagen, meine persönliche dunkle Vergangenheit darf ich dort für immer ablegen.
Was am Karfreitag wie eine menschliche Niederlage aussah, wird nun zum größten Sieg überhaupt. Gott erweckt seinen Sohn von den Toten auf und bestätigt damit seine Zusage: „Das ist mein Lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!“
Mit Jesu Auferstehung bestätigt Gott, dass er die ganze Schrift erfüllt, denn auf das Kreuz und die Auferstehung weisen Mose die Propheten und die Psalmen hin:
So heißt es z. B. bei Jes. 53, 5:
„Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
In Jesus Christus, dem Lamm Gottes, das unsere Schuld trägt, gehen alle diese Worte in Erfüllung. Alles, was zu unserem Heil, zu unserer Erlösung und einem ewigen Leben nötig ist, ist bereits von Gott her geschehen. Wir brauchen nur den auferstandenen Jesus Christus annehmen und ihm vertrauen.
Das gilt auch für die Zusagen und Verheißungen, die wir zur Taufe, Konfirmation oder beim Abendmahl erhalten haben.
Gerade in Notzeiten helfen sie, unser Vertrauen ganz auf den Herrn zu setzen. Weil er zu seinem Wort steht und erfüllt, so steht er auch zu den Zusagen, die er uns persönlich gegeben hat:
„Ich will dich erretten, weil du mir vertraut hast.“ (Jer. 39, 17 – 18)
„Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und sollst mich preisen.“ (Ps. 50, 15).
Ist das nicht tröstlich, schenkt das nicht Hoffnung, Ruhe und Frieden ins Herz, gerade in diesen Krisenzeiten?
Weil Jesus Christus auferstanden ist, er der Sieger über unsere Schuld und den Tod ist, deshalb dürfen wir gerade heute und jetzt loben und jubeln:
Er ist erstanden, Halleluja!
Freut euch und singet, Halleluja! 

Amen.

 

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.