Gnade sei mit euch und Friede, von Gott, dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen. Wir wollen in der Stille um den Segen Gottes für diese Predigt bitten: … Herr, wir bitten dich um deinen Heiligen Geist zum Reden und zum Hören. Amen.
Kennen Sie die Begebenheit vom Dorfschmied und seinem neuen Lehrling? Der war ganz eifrig und wollte dem Meister alles recht machen, jeden seiner Aufträge ganz genau befolgen. Der Meister führte ihn ein in die Werkzeuge und in die Arbeitsweise einer Schmiede. Dann ging es auch gleich an die erste Arbeit. Der Schmied erklärte dem Lehrbuben: „Wenn ich das Eisen aus dem Feuer nehme, lege ich es gleich auf den Ambos. Und sobald ich mit dem Kopf nicke, schlägst du mit deinem Hammer drauf!“ Der Lehrling nickte eifrig und tat ganz genau, was er meinte, dass ihm der Meister gesagt hatte. Der Dorfschmied nickte nie wieder.
Der Lehrling hatte nicht verstanden, einfach nur den Befehl, ausgeführt. Ein fataler und schmerzhafter Fehler. So kann das auch mit der Bibel und ihren Aussagen geschehen. Wenn man nicht versteht, wenn einem der Zusammenhang fehlt.
Es reicht nicht, einem suchenden Menschen einfach nur eine Bibel in die Hand zu drücken und zu sagen: Lies halt einfach mal. In einzelnen Fällen hat auch das schon dazu geführt, dass jemand zum Glauben kam und Gott gefunden hat, aber in der Regel wird der unkundige Leser ohne Hilfe und Gespräch mit einem schon länger Glaubenden, nicht so recht weiterkommen.
Es wird nicht verstehen und nach einiger Zeit etwas verärgert das Buch weglegen und in die Vorurteile anderer einstimmen: Ist doch lauter altes Zeug, da kann man doch nichts damit anfangen. Ich fürchte, viele unserer Zeitgenossen haben die Zusammenhänge der Bibel nie richtig verstanden, wenn sie es überhaupt je versucht haben.
Unser heutiger Predigttext ist eine Geschichte von einem Suchenden, der sich mit der Bibel abmüht auch erst nicht versteht. Er kommt aber mit einem Christen ins Gespräch, der ihm erklärt, bis er anfängt zu verstehen. Er wagt es, zu glauben und wird dabei fröhlich. Aber hören wir erst einmal die Geschichte. Sie steht im 8. Kapitel der Apostelgeschichte, Verse 26-39:
Der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach:
Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. Und er stand auf und ging hin.
Und siehe ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.
Der Geist aber sprach zu Philippus: Halte dich zu diesem Wagen! Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest?
Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser (Jes. 53,7-8):
„Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.“ Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem?
Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser, was hinderts, dass ich mich taufen lasse?
Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.
Der reiche und mächtige Mann aus Äthiopien war ein Suchender. In seinem Urlaub hatte er sich ein fernes Land angesehen und versucht eine ihm fremde Religion kennenzulernen und zu verstehen. – Tun ja auch heute noch viele. Reisen nach Indien oder nach Sonstwohin, besichtigen Tempel, beobachten die Menschen vor ihren Altären und bei ihren Gebeten. – Mit ihrer eigenen Religion, dem Christentum haben sie sich noch nicht näher beschäftigt, aber diese fremden Menschen mit ihren Glöckchen, Bildern, Götterstatuen, Räucherstäbchen und ihrer Andacht finden sie interessant. Vielleicht kauft man sich auch eine Heilige Schrift, um vielleicht mit dem fremden Glauben etwas anfangen zu können, um Gott näher zu kommen.
Der mächtige Reiche, auf seiner Heimreise nach Afrika, am Ende seines Urlaubs hat es versucht. Er stand nicht im Stau, wie die Menschen an einem Ferienende auf der Heimfahrt aus dem Urlaub, aber saß in seinem Wagen auf einer staubigen Landstraße des Gaza-Streifens, die Sonne brannte unbarmherzig herab. Wohl saß er unter einem Schatten spendenden Dach, aber Klimaanlage war noch nicht. Über 40 Grad im Schatten, viele Stunden auf der öden Straße lagen noch vor ihm. Aus Interesse, vielleicht auch zum Zeitvertreib, las er in der sündhaft teuren Jesaja Schriftrolle, die er sich als Souvenir gekauft hatte.
Fremde Schrift, fremde Sprache, obwohl er als Politiker weltgewandt und in Fremdsprachen bewandert war, tat er sich schwer. Er buchstabierte die Worte, las sich die Sätze halblaut vor und versuchte dem ganzen einen Sinn abzugewinnen.
Dabei wurde er gehört. Und zwar von einem, den Gott auf diese Straße geschickt hatte. Philippus wusste gar nicht recht, warum er dort durch die Hitze lief. Es war ihm nur klar, dass er da gehen sollte. Später erst begriff er, dass Gottes Geist ihn dahin geschickt hatte.
Nun sah er den Wagen, der ihn langsam überholte und er erhörte die Worte, die er aus den Gottesdiensten in der Synagoge kannte. Er hörte auch den Frust aus der Stimme die las. – Ohne lang zu überlegen, fragt er: „Verstehst du denn, was du liest? – Und tatsächlich, als Anhalter des 1.Jahrhunderts wird er tatsächlich mitgenommen. Philippus steigt auf und nimmt in der Staatskarosse Platz. Aber die beiden unterhalten sich nicht über Pferdestärken, das Navi oder den Spurassistenten, der da auf dem Kutschbock sitzt, sondern sie kommen sofort ins Gespräch über den Glauben.
Wir meinen ja oft, wir müssten erst lang um den heißen Brei reden und uns ganz langsam an die wichtigen Glaubensaussagen herantasten. Manchmal ist dann die Begegnung vorbei oder das Gespräch wird durch jemanden unterbrochen noch bevor wir zur Sache kommen konnten. – Philippus hält sich nicht mit Smalltalk auf. Er kommt gleich zur Sache.
Er erklärt dem Fragenden, dass dieser Jesaja-Text auf Jesus hinweist. „Jesus?“ fragt der zurück, „nie gehört.“ – Kann uns heut auch passieren, dass wir Leuten begegnen, die von Jesus noch nichts gehört haben. „Ja, Jesus“, antwortet Philippus, „das ist der Retter, den Gott in diese verrückte Welt geschickt hat, durch den er verlorene Menschen finden und retten will. Jesus ist der Sohn Gottes. Er ist stärker als der Tod. Er hat ihn besiegt, ist auferstanden vom Tod. Er will den Menschen ihre Schuld abnehmen, die auf ihnen lastet und will ihnen Hoffnung geben und ein Ziel für das sie leben.“
Der Minister horcht auf: Einer der stärker ist als der Tod! Einer der Schuld vergeben kann? Und der dem Leben einen Sinn gibt? – Mensch, das ist doch genau das, was ich suche! Wie oft sitzt mir die Angst im Nacken, vor tödlicher Krankheit, vor dem Verlust meines Amtes und davor bei meiner Königin in Ungnade zu fallen. Manchmal wache ich nachts auf und mein Herz klopft, der Schweiß bricht mir aus und ich hab einfach Angst. Oder mir fallen meine Verfehlungen ein. Was hab ich nicht alles falsch gemacht oder mit unsauberen Mitteln durchgezogen. Wie kommt man sonst an die Macht! Und oft weiß ich gar nicht wozu und wohin das alles führen soll. Gut, ich bin reich, kann mir viel leisten, aber wirklich glücklich macht mich das auch nicht.
„Erzähl mir mehr von deinem Gott und von seinem Jesus! Was muss man dem zahlen? Wenn schon eine Prophetenschrift so teuer ist, wird sein Ewiges Leben wohl noch viel mehr kosten. Wie kommt man an den ran? Könntest du vielleicht einen Termin für mich machen?“
Philippus muss schmunzeln. Ja klar, manche Leute meinen, man muss für alles bezahlen. Etwas Gutes kann es gar nicht umsonst geben. Oder man muss nur die richtigen Beziehungen haben… Der geistgeleitete Tramper versucht es mit einfachen Worten zu sagen: „Jesus als Freund zu haben, muss nicht mit Geld bezahlt werden. In seinem Reich, im Reich Gottes geht es nicht um Gold und Schätze, sondern um Liebe und Wahrheit, um Vertrauen und Gehorsam.
Gott kannst du nur finden, wenn du Jesus folgst. Er ist der einzige Weg zu Gott. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wenn du dieses Leben haben willst, das nie aufhört und das nur gut ist, dann musst du nur Jesus vertrauen. Ihm dein Leben anvertrauen. Zu ihm sagen: Herr Jesus, du Sohn Gottes, ich danke dir, dass du auch meine Schuld bezahlt hast und dein Leben für meine Fehler hingegeben hast. Bitte vergib mir und mach mich neu, so, dass Gott mich annimmt.“
„Willst du etwa sagen, dass dann meine Vergangenheit keine Rolle mehr spielt, dass meine Fehler nicht mehr zählen? Ich hab ja auch mein ganzes Leben an andere Götter geglaubt, bisher zu einer anderen Religion gehört, hab eine andere Hautfarbe und Kultur.“
„Das ist Jesus nicht wichtig. Wenn du ihm vertraust, seine Vergebung erbittest und ihm folgen willst, dann zählt deine Vergangenheit nicht, dann bist du wie neu geboren. Die Hautfarbe ist unwichtig. Wenn nur dein Herz aufrichtig sucht und bittet, dann schenkt er auch dir neues Leben und eine wunderbare Zukunft.“
„Einfach so? – Das kann doch nicht sein. Irgendwas muss ich doch dazutun.“ – „Ja, lass dich taufen auf den Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und halte dann im Glauben fest, dass du von Gott geliebt, angenommen und erlöst bist.“
„Wie, taufen?“ – „Ja, das ist eines der beiden besonderen Zeichen, die Jesus uns gegeben hat. Zu ihm gehört, wer an ihn glaubt und wer sich einmal taufen lässt auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Man braucht dazu nur Wasser, in das man getaucht wird oder das über einen gegossen wird. Das soll an das Abwaschen der Schuld und an das Wasser des Lebens erinnern, das Jesus schenkt.“ – „Ja, wenn das so einfach ist.“ – Der hohe Herr sieht nachdenklich aus dem Wagen, der sich einer Brücke nähert. Grün ist es da vorne. Unter Palmen ein kleiner See. Eine der wenigen Oasen in der Wüstengegend. Ein Rasthof daneben, für müde und durstige Reisende. Wasser, da ist Wasser, geht es dem Minister durch den Kopf. „Wenn das wirklich so einfach ist, wie du sagst, dann will ich mich taufen lassen. Hier jetzt gleich oder spricht was dagegen?“
„Nein! Wenn du mit Jesus leben willst, wenn du ihm dein Leben und deine Zukunft anvertraust und ihm folgen willst, dann spricht gar nichts dagegen.“ Mit einem kurzen Hinweis, dass Philippus den Kämmerer tauft, endet die Geschichte. Philippus wird vom Geist Gottes entrückt – er ist plötzlich weg und taucht ganz woanders wieder auf. Der Kämmerer setzt seine Reise allein fort. Aber anders als vorher. Er zog seine Straße fröhlich.
Wer sein Leben, seine Zukunft, seine Vergangenheit Jesus anvertraut, kann seinen Lebensweg fröhlich gehen, denn er weiß: Ich habe Vergebung durch Jesus. Durch ihn bin ich vor Gott recht. Er hat mir seine Gerechtigkeit geschenkt und damit sein neues Leben.
Wer, wie die meisten von uns, als Kind irgendwann einmal getauft wurde, der muss nicht noch einmal getauft werden. Er darf in Erinnerung an seine längst geschehene Taufe die Vergebung erbitten und im Glauben annehmen. Nicht nur einmal, sondern immer wieder und die Zukunft des Glaubens ins Auge fassen: Den Himmel. Und den Zuspruch des Herrn für sich nehmen: Ich bin bei dir, dass ich dir helfe.
Die Taufe war der Anfang, den Gott setzt: Du gehörst zu mir! Im täglich gelebten Glauben dürfen wir darauf antworten (EG 200,4): Mein treuer Gott, auf deiner Seite bleibt dieser Bund wohl feste stehn, wenn aber ich ihn überschreite, so lass mich nicht verloren gehen. Nimm mich, dein Kind zu Gnaden an, wenn ich hab einen Fall getan. Amen.
Verfasser: Pfarrer Martin Schöppel, Dr.-Martin-Luther-Str.18, 95445 Bayreuth Tel.O921/4l168